Interview Dr. Bernhard Haidn
"Offen, mutig und in konstruktiver Zusammenarbeit"

Doktor Bernhard Haidn und Hubertus Paetow bei der Übergabe der Max-Eyth-Denkmünze.Zoombild vorhanden

Dr. Bernhard Haidn (links) und DLG-Präsident Hubertus Paetow

Dr. Bernhard Haidn, Koordinator des Arbeitsbereichs "Tierhaltungs­verfahren" am Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), wurde am 20. März 2024 anlässlich der 100. Sitzung des Ausschusses "Technik in der Tierhaltung" von DLG-Präsident Hubertus Paetow die Max-Eyth-Denkmünze in Silber überreicht.

Damit honoriert die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft seine besonderen Verdienste um die deutsche Land- und Lebensmittelwirtschaft und die DLG.
Andreas Friepes (Kommunikation DigiMilch) sprach mit Dr. Haidn über die Ehrung:

Sie haben von der DLG die Max-Eyth-Denkmünze in Silber verliehen bekommen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Sehr viel! Diese Auszeichnung empfinde ich als Würdigung meiner jahrelangen Arbeit in verschiedenen Gremien der DLG.
Eine große Ansammlung von diskutierenden Menschen.Zoombild vorhanden

DLG-Wintertagung 2024

Was genau muss man tun, um diese Auszeichnung zu erhalten?
Engagiert für die DLG und mit der DLG arbeiten. Ich habe zum Beispiel intensiv Facharbeit in verschiedenen Ausschüssen geleistet. Ich war zunächst als Gast im Ausschuss "Arbeitswirtschaft und Prozesstechnik", später dann im Ausschuss "Technik Tierhaltung" als Mitglied, stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender tätig. Außerdem gehörte ich zeitweise dem Gesamtausschuss der DLG an und war in meiner Funktion als Vorsitzender des Ausschusses "Technik Tierhaltung" im Hauptausschuss vertreten. Dabei habe ich als Bearbeiter und Verantwortlicher mitgeholfen, Informationen zu erarbeiten, die dann in Form der DLG-Merkblätter ihren Weg in die Praxis der Landwirtschaft finden. Eine weitere wichtige Aufgabe im Rahmen meiner DLG-Mitarbeit war und ist die Beteiligung an DLG-Veranstaltungen wie Messen, der jährlichen Wintertagung im Februar oder den Unternehmertagen im September. Ich habe für Veranstaltungen oder Foren Themen gesetzt, moderiert und Programme gestaltet, etwa durch Vorträge, Moderation und die Auswahl von Referenten oder Gästen aus der Landwirtschaft.
Welcher Aspekt aus der Begründung für die Auszeichnung durch DLG-Präsident Hubertus Paetow ist Ihnen besonders wichtig?
Zwei Dinge haben mich besonders gefreut: Der DLG-Präsident erwähnte meine Expertise und meine Gremien übergreifende Arbeitsweise. Vernetztes Arbeiten über die Ausschussgrenzen hinweg, ganz gleich, ob es um Milch, Schwein, Geflügel, Pferde oder Technik geht, ist mir sehr wichtig. Ich denke, nur so, in der Zusammenarbeit, können wir prägend und nachhaltig wirken, also etwas Bleibendes schaffen. Ich hoffe sehr, dass mir das gelungen ist und noch weiter gelingt.
Seit wann arbeiten Sie mit der DLG zusammen, und welche waren die prägendsten Stationen und Menschen auf diesem Weg?
1988 hat mich mein Doktorvater Professor Auernhammer, der Vorsitzender im Ausschuss "Arbeitswirtschaft und Prozesstechnik" war, mitgenommen und eingeführt. Über Professor Boxberger hatte ich im Zuge meiner Diplomarbeit schon erste Kontakte zum DLG-Ausschuss "Technik Tierhaltung". An diesen Ausschuss hat mich dann Dr. Pirkelmann vermittelt, zunächst als Gast. Nachdem ich dann 1996 in den Ausschuss gewählt wurde, habe ich versucht, mich engagiert einzubringen. Ich wurde 2005 stellvertretender Vorsitzender und 2018 Vorsitzender als Nachfolger der Herren Prof. Eichhorn, Prof. Seufert und Prof. Büscher. Alle Genannten haben mich in meiner Arbeit positiv geprägt. Darüber hinaus durfte ich im Rahmen meiner DLG-Arbeit über 30 Jahre lang mit sehr vielen ausgezeichneten Fachleuten und Kollegen im gegenseitigen Verständnis und fruchtbaren Austausch zusammenarbeiten. Das hat mir sehr viel gegeben und ein Netzwerk beschert, das mir für jede Frage einen kompetenten Ansprechpartner bietet.
Das Logo der DLG - weißer Schriftzug DLG im Kreis mit weißem Rand auf grünemn Hintergrund

Logo der DLG

Wer war eigentlich Max Eyth, und was können wir heute von ihm lernen?
Eduard Friedrich Maximilian Eyth, ab 1896 dann Max von Eyth, war eine "Lichtgestalt" für Technik und Landwirtschaft. Sein Wirkungsfeld war das der dampfgetriebenen Maschinen, die unter anderem die Landwirtschaft effizienter machten. Eyth war ein kreativer und kooperativer Mensch, der sehr viel erfand, um diese Maschinen zu verbessern, und der 1885 die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft DLG gründete – um Impulse für den Fortschritt in der Land- und Ernährungswirtschaft zu setzen. So wollte er etwa offen sowie im übergreifenden Austausch und im Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis stets die neueste Technik gewinnbringend in der Landwirtschaft verwenden und hat sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Wenn ich heute zum Beispiel an die Möglichkeiten der Digitalisierung denke, dann kann und sollte uns diese Herangehensweise absolut als Vorbild dienen. Nutzen wir das Neue in der Praxis – offen, mutig und in konstruktiver Zusammenarbeit über die Fachgrenzen hinweg.

Dr. Bernhard Haidn – seine wichtigsten beruflichen Stationen:

  • 1981–1987 Studium an der TU München in Weihenstephan
  • 1987–1991 Promotion am Institut für Landtechnik der TU München-Weihenstephan
  • 1992–1993 Bayerischer Bauernverband – Persönlicher Referent des Präsidenten Gerd Sonnleitner
  • Ab 1993 Bayerische Landesanstalt für Landtechnik – Forschungsprojekte, Seminare und Vorlesungen zur Tierhaltung
  • Ab 2003 mit Gründung der LfL Übernahme des Arbeitsschwerpunkts "Tiergerechte Haltungsverfahren" und Leiter des "Bayerischen Pilotvorhabens für artgerechte Tierhaltung"
  • Ab 2007 mit Zusammenlegung der LfL-Institute für Landtechnik und für Tierhaltung Wechsel nach Grub – Koordinator des Arbeitsbereichs "Tierhaltungsverfahren" und Leiter der Arbeitsgruppen "Rinder- und Pferdehaltung" sowie "Arbeitswirtschaft"
  • Ab 2019 Projektsprecher des Experimentierfeldes DigiMilch
  • Dr. Haidn verfügt über Expertise für alle gängigen Nutztierarten.